Wrangelsburg - Herrenhaus
Annette Krug
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Ansicht von Süden |
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Ansicht von Nordosten |
Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ließ Rüdiger
von Neuenkirchen auf dem gleichnamigen Rittergut ein Herrenhaus im Renaissancestil
errichten. Nach dem Tod des Bauherren 1628, in dessen Folge der Bau des
Herrenhauses nicht abgeschlossen werden konnte, erlosch das Geschlecht
von Neuenkirchen. Das Gut wurde 1649 dem späteren Namensgeber Carl Gustav
Wrangel verleiht.
1652 veranlasst Wrangel den Neubau des Gutshauses
unter Verwendung von Teilen des bereits bestehenden Gebäudes. Mit dem
Bau werden die Baumeister Andreas Bretzel aus Stettin, Barthel Volkland
und Caspar Vogel aus Erfurt beauftragt. Letzterer hatte sich durch die
Beteiligung am Bau des Gothaer Schlosses Friedenstein empfohlen, der umfangreichster
Schlossbau in Deutschland in der Mitte des 17. Jahrhunderts und für den
Schlossbau v. a. in Thüringen richtungweisend war. 1664 konnte der Bau
weitgehend fertig gestellt werden. Der Neubau wurde als Dreiflügelanlage
mit einem Treppenturm an der Gartenfront errichtet. Die Stuckarbeiten
der Innenräume ließ Wrangel durch Antonius Lohr und Nils Eriksson ausführen.
Ab dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts stand das Herrenhaus leer.
Das Gebäude verfiel durch jahrzehntelangen Lehrstand.
1862 ging das Gut in den Besitz der Familie des Wolgaster
Getreidekaufmanns Homeyer über, die 1865 in den Adelsstand erhoben wurde.
Homeyer ließ um 1880 das noch heute erhaltene Herrenhaus in zeittypischen
historisierenden Formen errichten. Zugleich ließ er den Barockgarten in
einen englischen Landschaftspark umgestalten.
Der zweigeschossige, elfachsige Putzbau über einem
hohen Sockelgeschoss erhielt romantisierende, hauptsächlich der Spätgotik
entlehnte Formen. Die kompakte Baumasse wird durch zinnenbekrönte Stufengiebel
am gartenseitigen Mittelrisalit und an den Giebelseiten aufgelockert.
Zusätzlich wird die Silhouette durch giebelbekrönende und -begleitende
Fialtürmchen durchbrochen. Der hofseitige Mittelrisalit, der ursprünglich
ebenfalls mit Stufengiebel, Zinnenbekrönung und Fialtürmchen geschmückt
war, weist abweichend von den übrigen Fenster- und Türöffnungen im EG
und I. OG spitzbogig ausgebildeten Öffnungen auf. In der Dreifenstergruppe
im I. OG zeigen die Flächen innerhalb des Spitzbogenfeldes ein Wappen
und Dreipassmotive. Das klare Bekenntnis zu spätgotischen Formen setzt
sich im Inneren fort. Der Vorraum ist als dreijochige, kreuzrippengewölbte
Vorhalle ausgebildet.
Das Wangelsburger Gut war bis zum Ende des zweiten
Weltkriegs im Besitz der Familie von Kameke, an die das Gut durch Erbschaft
gefallen war. Nach 1945 bezog die sowjetische Militärverwaltung im Herrenhaus
Quartier. Nach einer Zwischennutzung als Altenund Behin-dertenheim zog
1958 ein Kinderheim in das Gebäude ein. Die Nutzung hatte bis 1997 Bestand.
1999 erwarb die Gemeinde das Herrenhaus.
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