Strzmiele (Stramehl) - Gutshaus
Anna Walkiewicz
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Stirnfassade des Gutshauses |
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Innenraum der Diele |
Das Gutshaus mit einer Parkanlage entstand an der
Stelle einer mittelalterlichen Burg. In seinem Kellerbereich sind Fragmente
des ursprünglichen Baus erhalten geblieben.
Der Gründer des Wehrsitzes in Strzmiele (Stramehl)
war der Kastellan von Ko³obrzeg - Borko der II. in der zweiten Hälfte
des 13. Jahrhunderts. Der Sitz wurde 1393 von den Kreuzrittern als Vergeltung
für die wiederholten Angriffe auf die sich auf dem Weg nach Malbork (Marienburg)
befindlichen Kreuzritter zerstört. Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts
wurde auf einer kleinen Anhöhe eine neue Burg mit einer Wehrmauer, den
Wehrwällen und einem Burggarben erbaut. Der ganze Anlage wurde eine Vorburg
vorgelagert.
Die Familie von Bork wohnte in Strzmiele bis Anfang
des 18. Jahrhunderts. Damals wurde das Landgut von Ernest Adrian von Edling
gekauft. Der neue Besitzer hat im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts
den Umbau der Wehrburg in eine barocke Residenz angeregt. Auf dem ehemaligen
Burgplatz ist eine für die Epoche das Barock charakteristische Residenzanlage
"entre court et jardin" mit einem Paradehof und einer südseitigen
Einfahrt entstanden. Diese wurde mit den symmetrisch verteilten Pavillons
betont wurde. Das ließ den Rang der in kleinem Maßstab gebauten Anlage
steigen. Die Parterrepavillons mit dem einräumigen Inneren fungierten
als Gästezimmer. Aus der ursprünglichen Anlage blieb der Burggraben erhalten.
Das Gutshaus entstand in der Achse der Einfahrt im nördlichen Teil des
Innenhofes, an der Stelle der ehemaligen Burg.
Der weitere Umbau wurde im 4. Viertel des 18. Jahrhunderts
umgesetzt. Im Zuge der Arbeiten wurden die Mauern bis zum Kellerbereich
abgerissen. Es wurde ein neues Gutshaus mit einem charakteristischen Baukörper
errichtet, der an den ursprünglichen, feudalen Sitz anknüpfte. Der Grundriss
war viereckig. Das Gebäude hatte eine südseitige Stirnfassade, ein Geschoss
mit einem hohen Kellerbereich und einem zu Wohnzwecken ausgebauten Dach,
das mit einem Mansarddach abgedeckt war. Die Fassaden wurden verputzt
und erhielten eine architektonische Putzaufteilung. Die Ecken wurden mit
Rustika akzentuiert. Die rechteckigen Fensteröffnungen wurden mit flachen
Umrahmungen mit Schlusssteinen und Füllungen unter den Fenstern eingefasst.
Die Stirn- und die Hinterfassade bekrönt ein profiliertes Traufgesims.
Die Achse der Fassade wurde mit einem flachen Risalit akzentuiert der
durch Voluten abgeschlossen wurde. Der Haupteingang wurde mit Lisenen
eingefasst, die mit einem Netzbogen miteinander verbunden sind. Ihm wurde
eine zweiläufige Treppe mit einem separaten Kellereingang in der Achse
des Erdgeschosses vorgelagert. Das Kellersystem mit zwei Gängen wurde
auf der ersten Etage wiederholt, auf der in der Achse des ersten Ganges
eine Diele mit einem Treppenhaus untergebracht wurde. Ein Alleinstellungsmerkmal
der geplanten Innenräume war die Anordnung der repräsentativen Räume.
Sie waren hofseitig und nicht dem gartenseitig angeordnet. Die Ursache
für eine derartige Lösung lag in der mangelnden direkten Verbindung mit
dem Gutsgarten, der durch einen Burggraben abgetrennt war.
Die letzte Phase des Umbaus erfolgte ca. Mitte des
19. Jahrhunderts, als eine zweiläufige Außentreppe errichtet und dem Haupteingang
eine Veranda vorgelagert wurde. Der Eingang zum Keller wurde zugemauert
und der in einer vergrößerten Fensteröffnung an der östlichen Seite des
ursprünglichen Eingangs platziert. Die Ecken der Gartenfassade wurdenen
ausgemauert und hier ein eingeschossiger Anbau mit einer Terrasse angebaut.
Die innen liegende Räume richtete man so ein, dass zusätzlicher Raum gewonnen
werden konnte: die Küche wurde im nordwestlichen Teil des Kellergeschosses
platziert, das Treppenhaus wurde in den zweiten Gang verlagert und im
Frontgang ein Enfiladesystem von drei repräsentativen Säulen geschaffen.
Die Holzbauelemente im Erdgeschoss und den Putz tauschte man aus.
Bis zum zweiten Weltkrieg blieb die Gutsanlage in
den Händen der Familie Loeper. Nach 1945 wurde das Gutshaus vom Staat
übernommen und dann dem Gemeindeamt Radowo Ma³e (Klein Raddow) übergeben.
Es wurde bis in die 60-er Jahre des 20. Jahrhunderts bewohnt. Infolge
der laufenden Renovierungsarbeiten und einer fehlenden fachgerechten Aufsicht.
Das Staatsarchiv Szczecin übernahm das Gutshaus 1987. Das Objekt wurde
saniert und aufgewertet. Die jetzige architektonische Form knüpft an den
Zustand aus den 80-er Jahren des 18. Jahrhunderts an und ist ein Beispiel
für den pommersche Barock
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