Karlsburg - Herrenhaus
Elke Onnen
Mitte des 16. Jahrhunderts
übernahm die Familie von Normann das Rittergut Gnatzkow, wie Karlsburg
ursprünglich hieß. Arend Christoph übernahm 1698 den Besitz, von dem es
in den Schwedischen Landesmatrikeln heißt, dass sich das aus Stein und
Lehm erbaute Gutshaus in einem sehr desolaten Zustand befindet. Vollständig
zerstört wurde es bei einem Dorfbrand 1731. Doch bereits vor diesem Brand
plante Carl Behrend von Bohlen einen Neubau. Der Plan sah eine symmetrische
Anlage mit drei Flügeln vor, wobei die seitlichen Flügel bzw. Pavillons
mit dem Mitteltrakt durch eine eingeschossige Galerie verbunden werden
sollten. Bis 1739 wurde jedoch nur der östliche Pavillon mit der Galerie
ausgeführt. Sein Sohn Carl musste das Gut nach dem Tod des Vaters 1757
aus der Konkursmasse zurückkaufen. Er verzichtete endgültig auf den Bau
der westlichen Galerie und des anschließenden Pavillons. Die Grafen von
Bohlen, die gute Kontakte mit dem schwedischen und preußischen Hof pflegten,
haben mit Genehmigung des damaligen Landesherrn, des schwedischen Königs
Gustav III. den Ort Gnatzkow zu Ehren des Eigentümers in Carlsburg umbenannt.
Der dazugehörige Barockpark wurde um 1800 und 1848 zu einem Landschaftspark
umgestaltet.
Das Herrenhaus präsentiert sich als asymmetrische
Anlage mit einem zweigeschossigen, neunachsigen Corps de logis, dessen
äußere Achsen jeweils zu einem Risalit vorgezogen sind. An der Nordseite
wird die mittlere Eingangsachse durch einen dreigeschossigen Risalit mit
Dreiecksgiebel akzentuiert. Der ebenfalls neunachsigen Gartenfassade wurde
in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Terrasse mit einer zweiarmigen,
dreiläufigen Treppe vorgelagert. Die zehnachsige Galerie verbindet den
Mitteltrakt mit dem fünfachsigen Pavillon. Alle Gebäudeteile haben kronengedeckte
Mansarddächer.
Die Gartenseite des Erdgeschosses im Corps de logis
nimmt der so genannte "Weiße Saal" mit klassizistischen Wand-
und Deckenstuckaturen und Familienbildnissen sowie weiteren Porträts aus
dem 18. und 19. Jahrhundert ein. Nach den Entwürfen von Gräfin Helene
von Bismarck-Bohlen entstand 1896 ein kunstvoll geschmiedetes Tor in Rokokoformen,
das den eigentlichen Herrenhausbereich vom Dorf trennt.
1913 bekam der renommierte Architekt Paul Korff, der
durch zahlreiche Planungen für Gutsanlagen in Mecklenburg und Pommern
bekannt war, den Auftrag für einige Umbaumaßnahmen. Zu den Umbaumaßnahmen
in Karlsburg gehörte der Ausbau der Dachgeschosse einschließlich der Erhöhung
des Mittelrisalits um ein Geschoss. Eine weitere Veränderung war die Neugestaltung
der Galerie mit einem Mansarddach, wie sie bereits im 18. Jahrhundert
geplant war. Korff fügte in der nördlichen Ecke zwischen
Galerie und Pavillon einen Säulenaltan als weiteren Eingang ein.
Karlsburg blieb bis 1945 im Besitz der Familie von
Bismarck-Bohlen. 1947 wurde im Herrenhaus das Gerhardt-Katsch-Institut
für Diabetes untergebracht, heute Klinikum Karlsburg, Herz- und Diabeteszentrum
Mecklenburg-Vorpommern.
Das Herrenhaus Karlsburg (die Schreibweise ist seit
der Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlich) gehört trotz der unvollständig
realisierten Entwürfe zu den bedeutendsten Barockanlagen in Vorpommern.
Ein besonderer Stellenwert kommt dem Herrenhaus durch die teilweise erhaltene
spätbarockefrühklassizistische Gestaltung im Inneren zu.
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