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Tuczno (Tütz) - Herrenhaus

Kazimiera Kalita-Skwirzyñska

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Silhouette des Herrenhauses gesehen von der Parkseite
Silhouette des Herrenhauses gesehen von der Parkseite
Herrenhaus nach den Kriegszerstörungen, 1961
Herrenhaus nach den Kriegszerstörungen, 1961
Sgraffito-Dekor an der Fassade des
Sgraffito-Dekor an der Fassade des
Ostflügels

Die Geschichte des Herrenhauses, das an der Stelle einer frühmittelalterlichen Burg entstanden ist, reicht in das 14. Jahrhundert und ist verbinden mit der Familie von Wedel, die in Tuczno (Tütz) seit 1269 ansässig war. Im Jahre 1331 gründeten sie neben der Burg eine kleine Stadt, die sie über 400 Jahre verwalteten. 1365 bewog der polnische König Kasimir der Große die Familie Wedel, die polnische Obrigkeit im Kroner Land (Ziemia Wa³ecka) anzuerkennen. Er verleibte das Krona Land mit Tuczno 1391 Polen ein. Anfang des 16. Jahrhunderts nahmen die Wedels den Namen Tuczyñscy an.

Den Bau des neuen Sitzes begann 1338 Ludwig von Wedel, der an der Stelle der Burg eine für Pommern typische Festung anlegte. Das Wohngebäude besaß an der nördlichen Seite ein Einfahrtstor. Überreste der Außenmauern wurden 1962 entdeckt. Über das Gebäude wissen wir nicht mehr als das, dass es Wehrfunktionen hatte. Diese wurden von Kaiser Karl IV. anerkannt, indem er 1375 die Festung zu den 12 stärksten östlich der Oder zählte. Im 15. Jahrhundert wurde der Wohnbau um einen weiteren Flügel ausgebaut, der gegenüber einem alten Flügel, an der westlichen Mauer errichtet wurde. Seine Fragmente wurden 1971 an den Kellermauern entdeckt. Im Mittelalter war die Burg nicht nur der Familiensitz, sondern fungierte auch als eine Grenzwacht, die die Nordgebiete des polnischen Staates verteidigte.

Den weitere Ausbau der Burg unternahm im 16. Jahrhundert Stanis³aw Wedel Tuczyñski, der in den Jahren 1542-81 den gotischen Familiensitz zu einer Renaissanceresidenz umbauen ließ. In seinem Auftrag wurde der gotische Flügel an der Ostseite des Innenhofes abgerissen und auf seinen Grundmauern ein großes, unterkellertes, dreistöckiges Gebäude mit zwei Seitenbasteien gebaut. Der Baukörper und die Fassaden erhielten Renaissanceausgestaltung: Portale und Fenster wurden mit Rollwerkornamenten eingefasst, die Wände nach italienischem Stil mit Rustika ähnlichen Sgraffito verziert. Die Innenräume wurden mit Tonengewölben und Balkendecken abgedeckt.

Ein weiterer Ausbau des Herrenhauses fand Anfanges 17. Jahrhunderts statt. Sein Initiator war Krzysztof von Wedel Tuczyñski. Er befahl, den westlichen Flügel in den Jahren 1608-31 abzureißen und an seiner Stelle einen neuen parallel mit dem südlichen Flügel zu erbauen, der zwei Seitenflügel miteinander verband. Um die Symmetrie der Anlage zu bewahren, wurde an der Ecke des Westflügels eine Bastei angebaut. Auf diese Art und Weise entstand eine für die Barockzeit charakteristische symmetrische Anlage mit drei Flügeln, die eine stark akzentuierte Mittelachse hatte. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Reste der Nordmauer abgetragen und der Innenhof dadurch auf das schlossnahe Gebiet mit einer Zufahrtsstraße eröffnet, die von der Stirnfassade bis zum Altmarkt führte. Über die Architektur der beiden Flügel ist nicht viel bekannt, weil der südliche im 18. Jahrhundert umgebaut und der westliche Flügel im 19. Jahrhundert von Grund auf errichtet wurde. Die Geschichte der Familie Wedel Tuczyñski endete im Jahre 1717 mit dem Tod des letzten Vertreters dieser Familie, Andrzej Wedel Tuczyñski. Danach wurden die große Gutsanlage und das Herrenhaus unter zahlreichen Erben aufgeteilt und verfielen.

Nach der ersten Aufteilung von Polen (1772) ging Tuczno in die preußische Herrschaft über. Im 1846 gehörte es einem gewissen Hartman, der 1846 den westlichen Flügel bis auf das Kellergeschoss abtragen ließ. Auf den alten Grundmauern ließ er einen neuen Baukörper mit einer Bastei errichtet, die einen Stockwerk höher war als die alte. Er baute auch teilweise zwei andere Flügel um.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Herrenhaus wegen seines schlechten Zustandes nicht genutzt. 1903 wurden Bemühungen unternommen, die Baugenehmigung zu beantragen, die dann erteilt wurde. Es wurde eine Sanierung durchgeführt und das Herrenhaus zum Caritas-Krankenhaus umgebaut. Im zweiten Weltkrieg gehörte es zur Befestigungslinie "Wa³ Pomorski" mit den überdimensionierten Stahlbetonbunkern. Diese Bunker wurden 1945 gesprengt, was seine Mauern teilweise zerstörte. Nichts desto trotz war das Herrenhaus bis 1947 bewohnt. Dann ist ein Brand ausgebrochen, der einen großen Teil des Gebäudes zerstörte. Nach dem Brand stand es einige Jahre als Ruine.

1957 wurde das Objekt enttrümmert und sichergestellt. Es wurden archäologische Untersuchungen und historische Recherchen durchgeführt. 1966 begann der Wiederaufbau, der bis 1972 andauerte. Im Zuge der Arbeiten wurde der Westflügel gemäß seinem Zustand aus dem Jahr 1846 rekonstruiert. Die Stirnfassade des Südflügels bekam ihre barocken Formen aus der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts zurück und der Ostflügel wurde in Renaissanceformen wiederaufgebaut. Am Ostflügel wurde die Sgraffitodekoration an zwei Fassaden wiederhergestellt. Steinarbeiten, Gewölben und Kamine wurden ebenfalls wiederhergestellt, ähnlich wie die gotischen und Renaissancekeller. Nach seinem Wiederaufbau wurde im Herrenhaus das "Haus der Kreativen Arbeit" des Polnischen Architektenverbandes untergebracht.

 
 

© Zamek Ksi±¿±t Pomorskich w Szczecinie, 2006 zurück | hinauf