Janow - Herrenhaus
Annette Krug
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Ansicht mit Turm, um. 1930 |
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Stirnfassade, 2006 |
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Stirnfassade, 2006 |
Anfang des 19. Jahrhunderts ließ Carl August Bogislaw
von Schwerin in Janow ein einfaches, eingeschossiges Gutshaus mit Krüppelwalmdach
errichten. Dieses wurde mittig betont durch einen dreiachsigen und durch
ein Satteldach abgeschlossenen Mittelrisalit. Während der napoleonischen
Kriege wurde das Gut zerstört. Nach den Kriegszerstörungen ließ Albert
Julius Graf von Ziethen-Schwerin 1870-77 ein neues, schlossartiges Herrenhaus
erbauen. Der 10 Hektar große Park wurde als englischer Landschaftspark
umgestaltet.
Der große elfachsige, breit gelagerte Putzbau wurde
in den für die 1870er Jahre typischen Formen der Neorenaissance errichtet.
Charakteristische Elemente sind die Rustizierung des Erdgeschosses, die
Segmentbogenüberdachungen der Fenster, der Dreiecksgiebel des Mittelrisalits
sowie der von Säulen gerahmte Eingangsbereich. Typisch für die zweite
Hälfte des 19. Jahrhunderts ist außerdem die Proportionierung, das Spiel
mit positiven und negativen Volumina und die asymmetrische Ausbildung
des Baukörpers durch zurückspringende seitliche Anbauten mit offenen Loggien
(linke Seite) und die besonderen Betonung des Baukörpers durch einen seitlich
errichteten Turm.
Bis 1945 war das Gut im Besitz der Familie von Schwerin.
Nach dem zweiten Weltkrieg diente das Herrenhaus als Flüchtlingsquartier.
Im Zuge der Umnutzungen war das Herrenhaus Veränderungen unterworfen.
So wurde der für die architektonische Gesamtkomposition besonders wichtige
Turm 1966 wegen Baufälligkeit abgerissen und der Dreiecksgiebel des Mittelrisalits
abgetragen. Die ehemals offenen Loggien des Anbaus sind verkleinert und
zu Fenstern umgewidmet worden. Die Fassadengliederung mit Putzrustika
und Segmentbogenüberdachung der Fenster wurde durch Rauputz und einfach
profilierte gerade Fensterbekrönungen ersetzt. Der Park wurde zur Bodenreformfläche
erklärt und in Parzellen geteilt. Ursprünglich war geplant, auf dem Gelände
Neubauernhöfe zu errichten. Nur zwei Hofstellen konnten ausgeführt werden,
die sich im nördlichen und nordwestlichen Bereich des Parks befinden.
Auf eine weitere Bebauung musste verzichtet werden. Diese Maßnahme hat
eine nachhaltige Beeinträchtigung der großzügigen Eingangssituation mit
der herrschaftlichen Auffahrt zur Folge.
Zu DDR-Zeiten nutzte die LPG die Gutsanlage als Technikstützpunkt.
Bis zur politischen Wende 1989 waren im Herrenhaus, das auch einigen Familien
als ständiger Wohnsitz diente, das Gemeindebüro und ein Kindergarten untergebracht.
Zeitweise wurde das Gebäude auch als Schule genutzt. Seit 1989 ist das
Herrenhaus im Besitz der Gemeinde, die 1997 im Erdgeschoss eine Heimatstube
einrichtete. Durch die kontinuierliche Nutzung bzw. Teilnutzung nach 1989,
die v. a. auf das Engagement der Gemeinde zurückzuführen ist, kann die
Bausubstanz als gesichert eingeschätzt werden, da die starke Durchwurzelung
des Bodens eine weitere Bebauung nicht erlaubte. Für das benachbarte Wirtschaftsgebäude,
in dem nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls Familien untergebracht waren,
wurden zwei Grundstücke aus dem Gutshofareal heraus gemessen und durch
Zäune abgetrennt. Erste Bemühung, den ursprünglichen Charakter der Gutsanlage
wieder zu beleben, ist, durch Grundstückstausch die verunklärte historische
Hofsituation wieder herzustellen.
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