Penkun - Herrenhaus
Beatrix Dräger
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Ansicht von Osten |
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Eingangtor, um 1930 |
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Ansicht von Nordosten |
Das schlossartige Penkuner Herrenhaus liegt malerisch
und beherrschend auf dem Schlossberg. Neben dem im 16.-17. Jahrhundert
errichteten Herrensitz gehören Reste der mittelalterlichen Burg, ein Torhaus
aus dem Jahre 1486 sowie ein Tor von 1614, ein im 18. Jahrhundert erbautes
Verwalterhaus und Wirtschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert zur Anlage.
Dem in brandenburgischen Diensten stehenden Werner
von der Schulenburg gelang es 1479 im zweiten Prenzlauer Frieden (1479)
die beiden unversöhnlich verfeindeten Landesfürsten zum beiderseits befriedigenden
Friedensschluss zu bewegen. Der Pommernherzog Bogislaw X. übergab ihm
dafür 1480 Penkun und die umliegenden Ländereien als vererbbares Lehen.
Sein Enkel Joachim I. von der Schulenburg trat 1551 das Erbe an und baute
den befestigten Familiensitz zu einem stattlichen Herrenhaus aus. Ein
Brand im Jahre 1610 zerstörte den halben Gebäudekomplex. Der verschwenderische
Lebenswandel des Erbnachfolgers führte dazu, dass der Familienbesitz 1615
an Henning von der Osten verkauft wurde. Dieser ließ das Herrenhaus reparieren
und weiter ausbauen. In dieser Zeit entstanden das 3. Geschoss sowie die
beiden Turmbauten an der Nordseite vom Westund Ostflügel. Brände und Plünderungen
im 30jährigen Krieg durch die kaiserlichen Truppen verschonten auch Penkun
nicht.
1652 ist der Bau in seiner heute überlieferten Form
fertig gestellt. In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgen bauliche
Veränderungen insbesondere im Gebäudeinneren. 1756 bis 1817 gehörte das
Haus der Familie von Hacke, Wilhelm von der Osten erwirbt den ehemaligen
Familienbesitz 1817 zurück. Das Herrenhaus bleibt bis 1945 in Besitz der
Familie von der Osten.
Das Penkuner Herrenhaus ist eine unregelmäßige Dreiflügelanlage
aus dreigeschossigen Putzbauten mit hohen Satteldächern um einen nach
Norden offenen Hof. An der Nordostecke des Ostflügels befindet sich ein
Turmbau, der Westflügel wird im Norden durch ein achteckiges Belvedere
akzentuiert. Der Nordflügel des Stettiner Schlosses kann als vorbildhaft
für die Architektur angesehen werden. An die Südseite des Westflügels
schließt ein korbbogig abschließendes Tor mit einem mittelalterlichen
Treppenpfeiler der Zeit um 1300 an, der zu den ältesten noch stehenden
gemauerten Bauteilen auf Burgen in Vorpommern zählt.
Im Ost- und Südflügel des Penkuner Herrenhauses befinden
sich noch die Außenmauern der Vorgängerburg aus dem späten 15. Jahrhundert
sowie tonnengewölbte Kellerräume aus dieser Zeit. Im ehemaligen Remter
im Ostflügel trägt eine monolithische toskanische Säule als Mittelstütze
die Gewölbe mit vier stuckierten vierzackigen Sternen, die ins 16. Jahrhundert
datiert. Stilistisch vergleichbar und wahrscheinlich als Vorbild anzusehen
ist ein Raum im Nordflügel des Stettiner Schlosses. In den anderen Räumen
haben sich Fassungsreste an Decken und Wänden und Ausstattungsteile wie
Kamine und Portalfassungen vom 17.-19. Jahrhundert erhalten.
1947 bis 1958 diente das Gebäude als Schule, Internat
und Ausbildungsstätte. Nachdem das Herrenhaus jahrelangem Verschleiß ausgesetzt
war, wurde 1986 eine "Arbeitsgruppe Denkmalpflege" ins Leben
gerufen, die sich in beispielhafter Weise dafür einsetzte, das vom Einsturz
gefährdete Denkmal in seiner historischen Grundsubstanz zu bewahren. Nach
1989 wurden die Instandsetzungsarbeiten kontinuierlich weitergeführt.
Die Außensanierung konnte abgeschlossen werden. Heute befindet sich in
dem Gebäude ein Heimatmuseum.
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