Spyker - Herrenhaus
Marlena Landowska
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Ansicht von Wetsen |
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Stuckdecke „Vier Elemente” |
Auf dem Jasmund in der Nähe des Dorfes Bobbin erhebt
sich der Landsitz Spyker inmitten feuchter Wiesen am Ufer des Großen Jasmunder
Boden. Im 14. Jahrhundert gehörte der Ort Spyker, der aus einem Wohnhof
mit Wirtschaftsgebäuden bestand, der Stralsunder Familie von Jasmund.
Nach dem Aussterben der Familie schenkte die schwedische Königin Christine
den Besitz dem legendären, im Dienst der schwedischen Krone stehenden
Generalfeldmarschall und späteren Generalgouverneur für Pommern, Carl
Gustav von Wrangel und zu Salamis, für seine Verdienste im Dreißigjährigen
Krieg. Zu der Liegenschaft gehörte ein Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert
und Wirtschaftsgebäude. Wrangel nutzte das Anwesen überwiegend für Sommeraufenthalte.
Er ließ das Renaissance-Herrenhaus mit ursprünglich zwei parallelen Zwillingsdächern,
wie sie noch heute in Boldevitz und Krangen vorzufinden sind und mit zwei
Ecktürmen an der Hofseite, umbauen und neu ausstatten. Er ließ die rückwärtigen
Ecktürme und den Treppenturm vor der Mitte der Hoffront hinzufügen. Die
Innenräume ließ er von den Stuckateuren Antonius Lohr und Nils Eriksson
reich ausstatten
Wrangel starb in Spyker am 1676. Nach seinem Tod fiel
Spyker an seine jüngere Tochter Hedwig Eleonore Sophie, Gattin des Obersten
Ernst Ludwig II. zu Putbus. Nach ihrem Tode übernahm die Familie von Brahe
auch die pommerschen Besitzungen. Nachdem die schwedische Insel Rügen
1815 an das Königreich Preußen gefallen war, verkaufte Graf Magnus Friedrich
von Brahe Herrschaft Spyker 1817 an den Fürsten Malte Wilhelm von Putbus.
1839 wurde sie dem Putbuser Fideikommiss angeschlossen und blieb bis zur
Bodenreform 1945 in Besitz der Familie von Putbus.
Der über einem hohen Kellergeschoss errichtete, dreigeschossige
Bauwerk hat einen rechteckigen Grundriss und ist durch vier Ecktürme mit
geschweiften Hauben, ein steiles Satteldach, geschweifte Giebel und einen
außermittig vor die Hauptfront gesetzten rechteckigen Treppenturm mit
geschweiftem Giebel gekennzeichnet. Der rot verputzte Bau wird durch faschengerahmte
Segmentbogenfenster gegliedert. Eine spätere Zutat der Zeit um 1800 ist
das Gewändeportal.
Das Herrenhaus wurde nach dem Krieg mit Umsiedlern
belegt, später von der LPG zweckentfremdet genutzt. 1964 kam es in den
Besitz des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) und wurde für die
Nutzung zum Ferienhotel saniert und restauriert. Bei den Arbeiten wurden
kleinere Änderungen am Gebäudeäußeren und tiefgreifende Veränderungen
an der ursprünglichen Raumstruktur vorgenommen. Die stark geschädigten
Holzbalkendecken wurden teilweise durch Stahlbetondecken ersetzt. Drei
qualitätvolle Stuckdecken aus dem 17. Jahrhundert mit Darstellungen der
Themen Perseus und Andromeda, Vier Elemente, Parisurteil, vier Jahreszeiten
und Vögel wurden abgenommen, restauriert und in neuer räumlicher Anordnung
wieder angebracht. In den 1990er Jahren kaufte ein einheimischer Hotelier
das Herrenhaus und hat es aufwendig umgebaut und restauriert. Heute befindet
sich in dem Bauwerk ein Hotelrestaurant.
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