Trzyg³ów (Trieglaff) - Gutshaus
Anna Walkiewicz
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Gutshaus |
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Innenraum der Diele im neubarocken Flügel |
Der erste ritterliche Sitz in Trzyg³ów (Trieglaff)
entstand innerhalbder Grenzen einer mittelalterlichen Burg, die außerhalb
der Dorfbebauung gelegen hat. Die erhaltenen, für die zweite Hälfte des
14. Jahrhunderts datierten Überreste sind ein Beweis dafür, dass dies
ein turmähnlicher, von Wällen und einem Burggraben umgebener Wehrbau aus
Feld- und Backstein war. Dieser Wehrbau diente nacheinander den folgenden
Familien: von Troy und von Mellin. Die letzteren haben den Sitz 1520 verlassen.
Seit diesem Zeitpunkt war das Gebäude unbewohnbar und seine Mauern wurden
nach und nach abgetragen.
Der Bau eines neuen Sitzes erfolgte im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts
in der direkten Nachbarschaft der Dorfbebauung. Das neue Gutshaus der
Familie von Mellin wurde am östlichen Ufer des Sees gebaut. Es hatte die
einfache architektonische Form eines Fachwerkhauses mit einem Keller aus
Backstein und einem Schilfdach. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts wurde
das Gutshaus von Hennig Christian von Mellin erneuert. Er modernisierte
das unsymmetrische Inneren mit zwei Hallen und einem Treppenhaus in einem
Vestibül. Die weiteren Änderungen am Baukörper und an der Ausgestaltung
des Gutshauses erfolgte nach 1803, als das Landgut in Besitz von Heinrich
von Oertzen überging. Von der Stirnseite wurde eine Etage überbaut und
dem Haupteingang wurde eine Empirelaube vorgelagert. Die Fassaden des
Gutshauses wurden verputzt und auf der ganzen Fläche mit Rustika geschmückt.
Die Fassade erhielt ein Kordongesims und die Fenster wurden mit Umrahmungen
eingefasst. Die Veränderungen an der Fassade wiesen klassizistische Merkmale
auf.
1820 ging das Gutshaus in den Besitz von Adolf Ferdinand von Thadden
über, als Mitgift seiner Ehefrau Henrietta von Oetzen. Dank der Tätigkeit
des neuen Besitzers wurde Trzyg³ów zum Zentrum der Pietisten und seit
1821 wurden hier private Andachten veranstaltet. 1829 fand hier die erste
Konferenz für Anhänger des Pietismus in Preußen statt. Die Familie nahm
später den Namen Thadden-Trieglaff an. Das Herrenhaus hatte nicht nur
die Wohn- und Repräsentationsfunktion. Es wurde auch zum lokalen Zentrum
für religiös ausgerichtete Treffen, das zahlreiche Gäste anzog. In den
Jahren 1840-44 wurde am nördlichen Teil der Westfassade ein "Weißer
Saal" angebaut. Es handelt sich dabei um ein unterkellertes, eingeschossiges,
mit einem Satteldach abgedecktes Fachwerkgebäude mit einem rechteckigen
Grundriss. Am südlichen Teil der Westfassade wurde ein Arkadenportal aus
Holz angebaut, das dem Eingang vorgelagert war. Gleichzeitig wurde der
Park vergrößert, indem die malerische Lage einer kleinen Anhöhe am Seeufer
genutzt wurde.
Einen weiteren Umbau der Residenz unternahm Adolf von Thadden-Trieglaff
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Am südlichen Giebel des
Herrenhauses in der Fachwerkkonstruktion wurde ein monumentaler Flügel
angebaut, der den Körper des alten Gebäudes dominierte. Der neue Teil,
Palast genannt, wurde als ein repräsentatives Gebäude mit einer reichen
architektonischen Ausgestaltung geplant, dessen Innenräume an die Barockzeit
anknüpften. Der stark aufgeteilte Bau mit einem an der Stirnseite angebauten
dreigeschossigen Turm, der das Treppenhaus beherbergte, wurde zu einer
Dominante in der Landschaft. Im südlichen Teil des Palastes wurde eine
Kapelle mit einer vorgelagerten Halle eingerichtet. Die sakrale Funktion
des Innenraumes wurde durch die Ausgestaltung der Außenfassaden sichtbar,
die an die romanische Kunst anknüpften. Diese spielte einerseits auf das
Christentum in seiner Ursprungsform, in seinem schlichten Charakter. Andererseits
brachte diese Dauerhaftigkeit der Familie und seine ritterliche Tradition
zum Ausdruck.
Der letzte Besitzer vor dem zweiten Weltkrieg war Reinhold von Thadden-Trieglaff.
Die Residenz mit dem Ensemble der Vorwerkbebauung überstand den Krieg
ohne Schaden. Nach dem Kriegsende war im Landgut die Rote Armee stationiert.
Danach wurde dieses mit den anliegenden Ackerflächen von den Staatlichen
Landwirtschaftsimmobilien übernommen. Nach 1969 wurde hier die LPG angesiedelt,
die dann in eine Pflanzenzuchtanstalt umgewandelt wurde. Derzeit ist die
Anlage in Privatbesitz.
In den Nachkriegsjahren wurden die Innenräume der Residenz den Büro-
und Wohnfunktionen zugeführt. In den 60. Jahren wurden der "Weiße
Saal" und die Empirelaube abgetragen, das Portal wurde abgeschafft
und durch einen flachen Risalit mit einem dreieckigen Abschluss aus Holz
ersetzt. Im neubarocken Flügel sind Elemente der alten Ausstattung der
Innenräume erhalten geblieben: in der Haupthalle - der reich verzierte
Kaminmit der Wappenkartusche, das Holztreppenhaus mit dem Geländer sowie
das Buntfensterglas und die Stuckarbeiten mit pflanzlichen Motiven an
den Decken im Speisesaal und im Salon, sowie die mit der Masertechnik
angestrichenen Türen.
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